Will man Organisationen verbessern, ist es notwendig, sie weniger effizient zu machen. Der Einbau von Zeitverschwendung, Nichtstun und Leerlauf ist dabei die Basis, dass Organisationen zeitliche Reserven haben. Dadurch können Organisationen zeitlich atmen und das Entstehen von Knappheit wird begrenzt. Nur so können Gestaltungs-, Begegnungs- Kreativitäts-, Resonanz- und Spielräume entstehen, die der Rede wert sind und die grösser sind als der Terminplanungsraum.
Leerlauf und temporale Schocks
Ein gutes und gedeihendes Leben ist eng verbunden mit dem Vorhandensein von Leerlauf, Zeitverschwendung und Nichtstun in allen Bereichen des Alltages. Wir können zwar den Terminplan in zeitlicher Hinsicht immer effizienter planen und organisieren, dabei besteht aber die Gefahr, dass zu viele Leerläufe und zu viel Zeitverschwendung wegoptimiert wird. Dieser Optimierungsfokus tauscht tendenziell Verbesserung gegen Effizienzsteigerung aus. Bereits kleine temporale Schocks bringen dann die Effizienz aus der Balance und führen dazu, dass wir einem terminfixierten Tunnelblick anheimfallen, der sich nur noch aus der Dringlichkeit speist und wichtiges ausserhalb des Tunnels verdrängt.
Verdachtsmoment Ineffizienz
Der Alltag von modernen Menschen ist geprägt von einer Ethik der Effizienz, die das Verschwenden von Zeit unter Strafe stellt. Ob wir es wollen oder nicht: Tauchen Zweifel an der Effizienz auf oder taucht in irgendeiner Art und Weise der Vorwurf auf, dass die Zeit nicht effizient genutzt wird, so lastet sofort der Verdacht einer schweren Schuld auf unseren Schultern. Die meisten Menschen kennen dieses Gefühl nur zu gut, wenn sie sich am Abend auf den eigentlich wohl verdienten Heimweg machen: Eigentlich hätten sie ja noch diese E-mail beantworten müssen und eigentlich hätte ja die Zeit schon noch gereicht, um die Sitzung von morgen nochmals durchzugehen. Es ist nicht leicht, dieses Gefühl einzuordnen, aber im Alltag finden wir dann immer nachträglich eine Argumentation oder eine Beschäftigung, die uns erlaubt, unser Schuldgefühl in Grenzen zu halten.
Zeitverschwendung neu bewerten
Wir brauchen eine Neugewinnung des Begriffs Zeitverschwendung. Das mag auf den ersten Blick provokativ und unsinnig erscheinen, ich bin aber der Meinung, dass es dieses Versuchs dringend bedarf. Zeitverschwendung ist in meinen Augen eine wesentliche Grundlage für eine persönliche, gesellschaftliche und ökonomische Entwicklung. Wir haben das Gefühl, dass das Verschwenden von Zeit nicht sinnvoll ist, weil Zeit in unserem Alltagsverständnis eine begrenzte und damit knappe Ressource ist und wir haben seit Kindesbeinen an gelernt, dass man knappe Güter verschwendet, wenn man sie nicht nutzbringend einsetzt.