Paradigmenwechsel
Vielerorts sind Anzeichen eines Paradigmenwechsels sichtbar. Die Geschäftsmodelle des 20. Jahrhunderts geraten immer mehr unter Druck. Mehr und mehr Stimmen fordern, dass Wachstum nicht mehr das einzige und wichtigste Merkmal von wirtschaftlichem Erfolg ist.
Nicht mehr die Frage „Welchen finanziellen Wert können wir aus unserem Tun ziehen?“ wird im Mittelpunkt stehen. Stetig vollzieht sich ein Wechsel hin zur Frage „Wie viele Vorteile für die Gesellschaft und die lebendige Welt kann unser Geschäftsmodell generieren?“.
Schlussendlich wird es in Zukunft darum gehen, als Unternehmen, Institution oder Schule sich der Forderung zu stellen, darzulegen, was man dazu beiträgt, die Bedürfnisse aller Menschen innerhalb der Möglichkeiten und Ressourcen unseres Planeten zu befriedigen.
Zweck
Was ist denn nun der Zweck einer Unternehmung? Im Sinne der Shareholder geht es darum, dass ein Unternehmen Geld verdient. Milton Friedman definierte den Zweck einer Unternehmung schlicht und einfach als"just making money“.
Aber es geht auch anders. Ich mag folgende Definition des Unternehmenszweckes:
„So, let me be clear about what corporate purpose should be – “to produce profitable solutions to the problems of people and planet, and not to profit from producing problems for people or planet”. It is about producing solutions, doing so profitably not just philanthropically, and measuring fair – not fake – profits.“ (Mayer, 2020).
Es geht darum, profitable Lösungen für die Probleme der Menschen und des Planeten zu produzieren, und es geht eben nicht darum Profit aus dem Produzieren von Problemen für den Menschen und den Planeten zu generieren.
Aber leichter gedacht als getan! Unternehmen und Institutionen müssen wachsen, sonst verschwinden sie rasch vom Markt. Ein fairer Gewinn ist für die Erreichung dieses Zieles eher hindernd. Aber wer treibt wen an? Sind wir in der irritierenden Situation gefangen „in der nicht mehr die Menschen das Wachstum vorantreiben, sondern der Wachstumszwang die Menschen antreibt“? (Binswanger, 2019).
Doch die Zeit drängt, es geht längst nicht mehr um das Warum, wir sind inzwischen zwingend beim Wie angelangt. Im Mittelpunkt des Wie’s sollten nicht gute Vorsätze zur Rettung der Welt stehen, sondern eine klare Vorstellung des Zweckes.
„It is about precise descriptions of what problems companies are solving, for whom, how, when and why they are best suited to do that.„ (Mayer, 2020).
Und diese Betrachtungsweise hat es in sich. Das aktuelle Mindset steht in der Schuldigkeit der Interessen der Shareholder. Ein nachhaltiges Mindset für das 21. Jahrhundert kann und darf sich aber nicht mehr nur auf die Shareholder fokussieren.
„That simply cannot be right, fair or efficient. Instead, business should be structured around the question why it exists, what it is there to do, and what it aspires to become – namely its purpose – and everything should follow from that, including business practice, policy and education. (…) Purposeful, trustworthy businesses will play a key role in delivering ambitious programmes for decarbonisation, creating meaningful and fulfilling work, developing new technologies that solve entrenched problems, improving health and wellbeing, and achieving inclusive growth." Mayer, 2020).
Copy and Paste geht nicht
Wer schon einmal mit lernenden Menschen unterwegs war, kann mit grosser Wahrscheinlichkeit auf die Erfahrung zurückgreifen, dass andere Lern- und Organisationskonzepte nicht einfach auf die eigene Situation und Struktur übertragbar sind. Insbesondere ist es kurzsichtig zu glauben, dass der Erfolg anderer Modelle wiederholt werden kann.
Zweck als Starpunkt einer gemeinsamen Passage
Eine der wichtigsten Grundlagen für Organisationen, Unternehmen und Schulen hinsichtlich Veränderungen ist die Einsicht und der Wille, sich gemeinsam auf die Reise zu neuen Ufern zu machen. Die Einsicht, dass eine gemeinsame Passage hin zu anderen Arbeitsweisen zu besseren Produkten und Dienstleistungen, zu einer anderen Bildung und zu mehr Wohlbefinden der Menschen führen kann. Es ist wichtig, einen Zweck zu setzen!
Die genaue Route dieser Passage lässt die dabei aber im Voraus nicht abschätzen.
„This willingness to embark on a journey without a clear end-point, but with a clear sense of how that journey of discovery should be conducted and what the destination should feel (rather than look) like, is what these organisations generally have in common. There are many lessons to draw from the similarities and differences in the solutions that these organisations have come up with, but the most important lesson for me is about the process they were willing to go through to find those solutions.“ (Jasen, 2020).
Literatur:
Binswanger, M. (2019): Der Wachstumszwang. Warum die Volkswirtschaft weiterwachsen muss, selbst wenn wir genug haben. Wernheim: Wiley.
Jasen, P. (2020): Lessons From Going Dutch - The Challenges Of Implementing Buurtzorg In The UK. Verfügbar unter https://corporate-rebels.com/lessons-buurtzorg-uk/ .
Mayer, C. (2020): It's time to redefine the purpose of business. Here's a roadmap. Verfügbar untrer https://www.weforum.org/agenda/2020/01/its-time-for-a-radical-rethink-of-corporate-purpose/.
The British Academy (2019): Principles for Purposeful Business. Verfügbar unter https://www.thebritishacademy.ac.uk/publications/future-of-the-corporation-principles-for-purposeful-business/ .
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