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Resonante Beziehungen im Arbeitsalltag brauchen Zeit



Unser Alltag ist voll von Zeitphänomenen, die unser Leben mehr oder minder beeinflussen: Deadlines, Zeitknappheit, Zeithunger, Langeweile, Ladenöffnungszeiten, Jetlag, Rentenalter, Stress, Weihnachten, der Termin beim Zahnarzt usw. Unendlich viele Zeiten, alle mit ihren eigenen Rhythmen, Symbolen und Konnotationen durchdringen unser Leben. Wir können sogar gleichzeitig in verschiedenen Zeiten sein: Ich kann z.B. innerhalb von drei Minuten, in denen ich auf den Bus rennen muss, der um 8 Uhr 12 fährt und den ich kriegen muss, um pünktlich zu erscheinen spüren, wie mein Pulsschlag immer schneller zu klopfen anfängt, mir die Passanten etwas verwundert nachsehen und mir einige Ideen für das gemeinsame Nachtessen heute Abend durch den Kopf jagen.

Jede Zeitlichkeit und jegliche zeitliche Ordnung und Struktur sind Konstruktionen von Beobachtern und nicht das Wesen von Objekten und damit schliesslich soziale Zeit.

Zeitliche Phänomene bestimmen die Art und Weise, wie wir anderen Menschen, der Natur, der Technik, dem Körper und der Arbeit begegnen. Viele dieser Phänomene zeichnen sich durch eine Komponente der Beschleunigung aus. Moderne westliche Gesellschaften zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich dynamisch stabilisieren: Ohne Wachstum und Innovation tendieren solche Gesellschaften dazu, instabil zu werden. Der Aufwand zur Aufrechterhaltung dieser Dynamisierung wird jährlich grösser.

Das gleiche gilt aber auch für Unternehmen: Aktuelle Unternehmensergebnisse, Wachstumsparameter und Prozessgeschwindigkeiten werden jeweils mit denjenigen des Vorjahres verglichen und es muss nicht beschrieben werden was passiert, wenn ein Unternehmen nicht wächst. Die vorherrschende Weltbeziehung in modernen westlichen Gesellschaften und Unternehmen ist geprägt von einer Steigerungslogik, die einem Modus von stummen und resssourcenorientierten Beziehungen folgt. Wir sind alle tagtäglich daran beteiligt besser, grösser und erfolgreicher zu werden. Wir müssen uns entwickeln, innovativ sein und Besonderes schaffen. Aber warum und wozu eigentlich sind wir am Wettlauf um immer mehr beteiligt? Warum müssen die Projekte in immer kürzeren Zeitabständen fertiggestellt werden?

Für was rackert man sich eigentlich den ganzen Tag ab? Was hat die Arbeit eigentlich mit mir zu tun? Vertraut mir jemand? (Siehe HR-Barometer 2016 zum Thema Zynismus)

Wenn man auf die alltägliche Normalität der Arbeit schaut, scheint doch etwas zu fehlen: Resonanz. Ein Arbeitsalltag der auf resonanten Beziehungen besteht (ein gelingendes Arbeitsumfeld) lässt sich nicht mit instrumentellen Arrangements oder mit simulierter Resonanz erzeugen. Resonanz als Antwortbeziehung, AHA-Erlebniss, Sinnhaftigkeit und echte Befriedigung entsteht erst (und manchmal zufällig) dann, wenn man sich auf Komplexität in ihrer ganzen Unüberschaubarkeit einlässt. Erst wenn Menschen das tun, was man ihnen nicht gesagt hat, können sie kreativ und innovativ sein. Aber das braucht Zeit!

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