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Die Zeitdimension bei Entwicklungsprozessen



Alles, was einmal gut gelaufen ist, bekommt früher oder später Risse. Diese Feststellung gilt für das alltägliche Leben wie auch für Prozesse in der Gesellschaft, in Institutionen und Unternehmen.

Ob man diese Prozesse Lernzyklen, Produktlebenszyklen oder Entwicklung nennt, sie alle laufen in der Zeit ab und sie gestalten gleichzeitig Zeit.

Man kann die verschiedenen Phasen eines Zyklus Experimentierphase, Einführungsphase und Stagnationsphase nennen und den Zyklus mit einer Rückbildungsphase enden lassen. Schumpeter nennt das nicht zuletzt schöpferische Zerstörung. Andere Quellen nennen die Zyklen auch Start-up, Kontrolle, Erneuerung und Kreation oder Auflockerung, Hinüberleitung und Verfestigung. Begriffe wie analysieren, planen, entwerfen, Implementation, messen, verbessern und überprüfen sind Standardbegriffe.

Das Zyklusmodell als Kreislauf der Erneuerung lässt sich auf alle organischen, psychischen und sozialen Systeme anwenden. Sinnbildlich für diesen Prozess steht die Abfolge von Frühling, Sommer, Herbst und Winter.

Irgendwo im Verlauf eines Zyklus, mehrheitlich in den Phasen der Stagnation, der Kontrolle oder Verfestigung kommt es zu einer Krise: die Immunisierung einer Organisation ist derart hoch, dass die Problemlösungsfähigkeit in kritischem Masse abnimmt.

Was passiert nun in der Zeitdimension unter dem aktuellen Diktat der dynamischen Stabilisierung, wenn die Zyklen enger und kürzer werden? Krisen folgen in zunehmend kürzeren Abständen aufeinander, bis am Schluss Start-up und Krise eins sind und auch Denken und Handeln, Wachstum und Stagnation, Irritation und Vertrauensbildung.

Wie sieht die lebensweltliche Praxis unter den Bedingungen dieses „Pointillismus“ (Günther Anders) aus? Welche lebensweltlichen Beziehungen entstehen daraus? Wie schaffen, erhalten und bilden wir unter diesen Bedingungen Vertrauen, Würde und langfristige Beziehungen?

Wenn die Zeitdimension bei Entwicklungsprozessen und -zyklen ausser Acht gelassen wird, sind Entfremdungserfahrungen unvermeidlich. Lösungsräume (als Gestaltungs- und Transformationsräume) sind dann keinen Deut grösser als der Raum, der durch die zugrunde liegenden Probleme aufgespannt wird.

 
 
 
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