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Die quantitative und qualitative Seite des guten Lebens



Etwas als gut zu bezeichnen deutet auf das Vorhandensein von Bewertungskriterien und Messbarkeit hin. Eine gute Note zu haben meint, dass die Note zwischen 5 und 6 sein sollte. Ein gute Jahresergebnis eine Unternehmens meint, dass das Ergebnis besser ausgefallen ist als dasjenige vom Vorjahr. Eine gute Leistung im Wettkampf meint, ein Spiel zu gewinnen oder vorne in der Rangliste zu stehen. Guter Unterricht meint, dass die derzeit aktuellen Kriterien des guten Unterrichts erreicht werden. Ein gutes Leben meint, dass wir alles haben, was wir brauchen: ein schönes Auto und genügend Geld. Wir versuchen ein gutes Leben zu haben, indem wie bestimmte Kategorien erfüllen: Schönheit, Fitness, Reichtum, Gesundheit oder auch Bildung. Die quantitative Seite des guten Lebens zeigt sich darin, dass wir glauben, das Leben wird besser, wenn wir die Ressourcenausstattung erweitern. Ein wirklich gutes Leben erschöpft sich aber nicht im Vergleich mit einem abstrakten Kriterienkatalog.

Ein gutes Leben hat noch einen anderen, einen qualitativen Aspekt: Gemeint ist ein gelingendes Leben. Nicht jedes gute Leben muss notwendigerweise auch ein gelingendes Leben sein. Ein gelingendes Leben, in diesem Punkt folge ich dem Soziologen Hartmut Rosa, hängt nicht von den zur Verfügung stehenden Optionen ab, sondern ist dann vorhanden, wenn es durch Resonanzbeziehungen gekennzeichnet ist. Wenn diese Resonanzbeziehungen weitgehend fehlen, kann Arbeit zu einem Ort der Entfremdung werden, der einem nichts mehr sagt und man sich nicht verstanden fühlt; man steht vor Aufgaben, deren genauen Sinn man nicht verstehen kann. Schule wird zu einer Entfremdungszone, in der sich Lehrender, Lernende und der Stoff stumm und feindlich oder gleichgültig gegenüberstehen. Schlussendlich wird Förderung im Sport, bei fehlenden Antwortbeziehungen zwischen Trainer und Athlet, zu reiner Selektion und Sportler werden zu Maschinen. Wann daraus folgt kennen wir alle: Es sind Meldungen von ausgebrannten, verletzen, frustrierten, zynischen, dauerkranken und demotivierten Menschen, die unter Stress, Burnout, Schlafstörungen und Depression leiden.

Zeitbildung versucht der zunehmenden Entfremdung in vielen Lebensbereichen, als Folge der Beschleunigung in spätmodernen Gesellschaften, ein Konzept entgegenzustellen, das auf Resonanzbeziehungen aufbaut.

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